Konichiwa #2: Auf der Reise zum japanischen Grüntee - Die Shincha-Ernte

(24. April 2017) In der Region von Kyoto ist der Höchststand der Kirschblüte vorüber und mit jedem Windstoss werden die Blütenblätter schneeflockengleich von den Bäumen geweht. Ein schönes Bild, das sich uns bietet. Mit dem Abschied der Kirschblütenzeit rückt die erste Ernte für den japanischen Grüntee näher. Ganz im Süden von Japan hat diese bereits begonnen. Ein guter Grund, um an dieser Stelle einige Informationen über die aktuelle Ernte weiterzugeben.

Viele Informationen stammen von Dietmar und Tobias von Marimo, von denen wir den japanischen Grüntee einkaufen. Die beiden sind Experten für japanischen Grüntee und verbringen jeweils im Frühling während der Shincha-Ernte mehrere Wochen in Japan. Dabei besuchen Sie die verschiedenen Partnerbetriebe und berichten von den Aktivitäten in den Teegärten. In früheren Jahren haben sie selbst bei der Ernte und deren Verarbeitung mitgearbeitet. Sie kennen daher den gesamten Verarbeitungsprozess aus eigener Erfahrung. Wir dürfen uns dieses Jahr den beiden für ein paar Tage anschliessen und freuen uns sehr auf diese Tage in Kyuschu.

Der erste grüne Tee im neuen Jahr wird Shincha Tee genannt. "Shin" bedeuted "neu" und "cha" meint "Tee". Es handelt sich also um Tee der allerersten Ernte im Frühling. Die Blätter der ersten Ernte sind besonders hell und von einem frischen Grün.


Herr Matsumotos Teegartenparzelle für den Shincha MOE am 8. April 2017, Präfektur Kumamoto

Die Erntezeit liegt jeweils einige Wochen nach der Kirschblütenzeit, die von Jahr zu Jahr um wenige Wochen varieren kann. Zu welchem Zeitpunkt die Ernte in einem Teegarten stattfindet hängt wesentlich von drei Einflussfaktoren ab:
- Lage (Süd/Nord, Höhe, Mikroklima)
- Teestrauchvarietät
- Produktionsstil des Teegartens

Die klimatischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Gebieten in Japan sind erstaunlich. Drei Zugstunden nördlich von Tokyo erlebten wir am Morgen Schneefall, am Nachmittag des gleichen Tages in Kyoto war es frühlingshaft warm bei über 20 Grad. Sonne und Regen können sich innert Stunden abwechseln. Die südlichsten Teegebiete liegen auf der Insel Yakushima, ca. 60 km südlich von Kyushu. Von dort stammen die Tees der Familie Watanabe. Der erste Erntetag fand dieses Jahr am 13. April statt. Zu diesem Zeitpunkt tat sich in den Teegärten in nördlicheren Gebieten wie Shizuoka noch fast nichts; die Teepflanzen beginnen erst zu knospen.

Japanische Grüntee werden aus vielen verschiedenen Strauchvarietäten produziert. Jede Varietät hat ihre Eigenarten in Bezug auf Anbau, Erntezeitpunkt, Verarbeitung und Geschmack. Einige Strauchvarietäten treiben früher aus als andere. Zu den frühen Varietäten gehören Kuritawase und Yutaka Midori, danach folgen Sae Midori und Asatsuyu. Die am meisten verbreitete Strauchvarietät Yabukita gilt als Referenzgrösse für die zeitliche Einteilung. Zwischen den frühen und späten Varietäten liegen eine bis drei Wochen Unterschied beim Erntezeitpunkt. Über die verschiedenen Strauchvarietäten und ihre Eigenschaften erhoffen wir uns bald noch mehr zu erfahren.

Ein weiterer Einflussfaktor ist der Produktionsstil des Teegartens. Bei den normalen Blattteesorten (also keine Verarbeitung zu Pulvertee und mit keiner oder kurzer Beschattung) gelten heutzutage feinere, jüngere und kleinere Blätter als hochwertigeres Blattgut (es exstieren, wie immer, wichtige Ausnahmen!). Um nur sehr feine und kleine Blätter zu verarbeiten wird in einzelnen Teegärten daher die Ernte um einige Tage vorgezogen. Das ergibt weniger Erntemenge, aber dafür ist der Geschmack umso köstlicher!

Wir freuen uns, bald den ersten Shincha Tee zu degustieren und diesen in wenigen Wochen im Teegarten anbieten zu können. Bis es soweit ist geht es in einigen Tagen weiter von Kyoto in Richtung Kyushu, wo wir Dietmar und Tobias treffen werden.